Heldenverehrung im
sozialistischen Bulgarien

Das Bulgarische Pantheon, auch "Pantheon der Kämpfer für die Bulgarische Nationale Wiedergeburt", ist die grösste Gedenkstätte der Donaustadt Russe. 1978 durch Staatsführer und KP-Chef Todor Schiwkow eröffnet, dient es der Aufbahrung von Gebeinreliquien von Freischärlern, Anführern und Revolutionären der russisch-osmanischen Kriege der letzten Jahrhunderte und für 39 Nationalhelden des Befreiungskämpfe Bulgariens vor damals rund 100 Jahren.

[:de]Westliche Gesamtsicht, Eingangportal des Pantheon[:en]Western perspective, portal of the Pantheon.

Neuorientierung und Umwidmung

Für den Bau beauftragt wurde, durch brutalistische Hotelbauten des Massentourismus auffällig gewordene, Architekt Nikola Nikolow (1924-1996), der gemeinsam mit Architekt Danail Kanev auf einem aufgebrachten Hügel in Russes Zentrum, einen, in sozialistischen Zeiten weitsichtbaren, national-sakralen, postmodernen Kuppelbau errichtete.

Für die Umsetzung musste Platz geschaffen werden, die knapp 100-jährige Allerheiligenkirche und ein Friedhof wurden geschliffen.

 

[:de]Lageplan des Pantheon (roter Kreis) in der bulgarischen Donaustadt Russe [:en]Map with the Pantheon (red-drawn circle) in the danube-city of Russe.

Spiritualität und Ideologie

Die im gelebten Staatsatheismus vollzogene Umdeutung des Platzes durch den Bau des Pantheon stellte ab nun ein neues Erinnern und Gedenken für die sozialistische Gesellschaft ins Zentrum: einen historisch-mythischen, nahezu mysthischen Patriotismus.

Einem maurischen Festungsbau gleich, quadratisch im Grundriss, zentral eingefriedet in die Hügelerdmassen des angrenzenden "Parks zur Wiedererhebung", ist der dickwandige und tempelartige Schrein des Pantheon über eine einzige, grüne Eisentüre an der Westseite dem Stadtzentrum zugewandt, betretbar.

[:de] Kuppel, Unterperspektive[:en]Dome, lower perspective